Das Vitamin-Modell der psychischen Gesundheit

(© Melanie Vogel) Ein interessantes Modell, das den Einfluss der Arbeitsumgebung auf unser Wohlbefinden beschreibt, ist das Vitamin-Modell der psychischen Gesundheit. Dieses Modell, entwickelt von den Forschern Maria Jahoda und Peter Warr, zieht eine Analogie zwischen Vitaminen für die körperliche Gesundheit und psychologischen Merkmalen der Umwelt für die mentale Gesundheit.

Einige psychologische Eigenschaften einer Umgebung – „Umweltvitamine“ – sind für das psychologische Wohlbefinden essenziell, können jedoch in zu hoher Dosis schädlich sein. Andere hingegen haben auch in hohen Dosen keine negativen Auswirkungen.

Das Modell hebt 12 Eigenschaften hervor, die mit einem gesunden Arbeitsumfeld verbunden sind:

  • Möglichkeiten für persönliche Kontrolle (z. B. Entscheidungsfreiheit, Mitbestimmung)
  • Chancen für Kompetenznutzung und -erweiterung
  • Klar definierte, erreichbare Ziele
  • Vielfalt in Arbeitsinhalten und -orten
  • Klarheit der Arbeitsanforderungen und Aufgaben
  • Sozialer Austausch und Unterstützung
  • Verfügbarkeit von Ressourcen
  • Physische Sicherheit
  • Gesellschaftlich anerkannte Aufgaben und Rollen
  • Unterstützende Führung
  • Berufliche Perspektiven und Sicherheit
  • Gerechtigkeit innerhalb des Unternehmens und der Gesellschaft

Merkmale eines gesunden und sicheren Arbeitsplatzes

Einige wichtige Aspekte, die mit dem Wohlbefinden von Mitarbeitenden und Organisationen verbunden sind, umfassen:

  • Abbau von Stigmatisierung: Programme zur Unterstützung von Mitarbeitenden und die Kommunikation darüber, dass Hilfe verfügbar ist
  • Einbindung von Mitarbeitenden: Mitbestimmung und mehr Autonomie
  • Flexible Arbeitszeitmodelle: Gleitzeit oder Homeoffice-Optionen, um private und berufliche Anforderungen besser zu bewältigen
  • Fortbildung und Entwicklung: Angebote für Weiterbildung, Führungsentwicklung und Kostenübernahme für Schulungen
  • Gesundheitsprogramme: Stressmanagement, Ernährungshilfen oder Raucherentwöhnungsprogramme
  • Anerkennung von Mitarbeitenden: Leistungsbezogene Boni, Preise und wörtliche Wertschätzung

Psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz

Arbeit spielt eine entscheidende Rolle in unserem Leben – sie beeinflusst unser emotionales und psychologisches Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht. Besonders die Qualität der Arbeit und die psychologische Sicherheit der Arbeitsumgebung haben große Auswirkungen auf die Produktivität und Leistungskraft der Menschen. Wie Forschung zunehmend zeigt, kann ein negatives Arbeitsumfeld zu einer Vielzahl von physischen und psychischen Gesundheitsproblemen führen, darunter Depressionen, Angststörungen und Suchtprobleme.

Darüber hinaus wird ein toxisches Arbeitsumfeld mit Schlafmangel in Verbindung gebracht, was das Risiko für Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Langfristig kann dies sogar mit einer verkürzten Lebensdauer einhergehen. Auch der wirtschaftliche Schaden ist enorm: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören fünf der zehn Hauptursachen für Behinderungen weltweit zu psychischen Erkrankungen. Der geschätzte wirtschaftliche Verlust durch verminderte Produktivität beläuft sich global auf etwa 1 Billion US-Dollar pro Jahr.

Warum psychologisch sichere Arbeitsplätze wichtig sind

In jeder Branche hat die Qualität des Arbeitsumfelds einen signifikanten Einfluss auf unser emotionales, psychologisches und physisches Wohlbefinden. Wie bei jeder schädlichen Bedingung gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als heilen. Für Unternehmensführungen bedeutet dies, dass das Schaffen eines psychologisch gesunden Arbeitsumfelds nicht nur für die Gesundheit des Unternehmens entscheidend ist, sondern vor allem für das Wohl der Mitarbeitenden.

Arbeitsplätze, die psychische Gesundheit fördern und Mitarbeitende mit psychischen Störungen unterstützen, sind in der Regel produktiver und haben geringere Fehlzeiten. Dies führt zu wirtschaftlichen Vorteilen für Unternehmen. Psychische Probleme am Arbeitsplatz und deren Auswirkungen auf Produktivität sowie Kosten für Behinderung und medizinische Versorgung sind wichtige Themen für Personalabteilungen. Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften und politische Entscheidungsträger erkennen zunehmend, dass die sozialen und wirtschaftlichen Kosten psychischer Probleme am Arbeitsplatz nicht ignoriert werden können. Psychische Probleme können sich im Arbeitsumfeld auf unterschiedliche Weise manifestieren, darunter:

  • Häufige Krankmeldungen
  • Rückzug oder Isolation
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Details zu merken
  • Herausforderungen beim Organisieren von Gedanken und Aufgaben
  • Kognitive Beeinträchtigungen

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