(© Melanie Vogel) Feedback geben – besonders wenn es kritisch ist – kann unangenehm sein. Doch genau diese Momente erfordern Führung, Mut und Empathie. In diesen Situationen zeigt sich echte Führungsstärke, denn Feedback ist eines der wirkungsvollsten Werkzeuge, um Mitarbeitende zu entwickeln, die Unternehmenskultur zu stärken und nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Doch nicht jedes Feedback erzielt die gewünschte Wirkung. Oft entscheiden der Ton, die Wortwahl und der Kontext über Erfolg oder Misserfolg. Auf „Feedback mit Fingerspitzengefühl“ kommt es an.
Warum Fingerspitzengefühl beim Feedback wichtig ist
Feedback ist ein zweischneidiges Schwert: Es kann motivieren und Wachstum fördern oder verletzen und Widerstand hervorrufen. Besonders in einem beruflichen Umfeld, wo unterschiedliche Persönlichkeiten, Kulturen und Erwartungen aufeinandertreffen, ist Fingerspitzengefühl ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ein empathischer und bewusster Umgang mit Feedback kann:
- Vertrauen aufbauen: Mitarbeitende schätzen Führungskräfte, die ehrlich und respektvoll kommunizieren.
- Motivation steigern: Konstruktives Feedback eröffnet Perspektiven und zeigt Wege zur Weiterentwicklung auf.
- Konflikte vermeiden: Fingerspitzengefühl sorgt dafür, dass kritische Rückmeldungen nicht eskalieren.
- Beziehungen stärken: Feedback mit Fingerspitzengefühl zeiget dem Gegenüber, dass es dem Feedbackgeber nicht egal ist, was passiert.
Die Schlüssel zu wirksamem Feedback
Wie gelingt es also, Feedback mit Fingerspitzengefühl zu geben? Die folgenden Prinzipien und Techniken können helfen:
- Das Ziel klar definieren: Bevor Sie Feedback geben, sollten Sie sich überlegen, was Sie erreichen wollen. Geht es darum, Verhalten zu ändern, Leistung anzuerkennen oder Orientierung zu geben?
- Den richtigen Zeitpunkt wählen: Unmittelbares Feedback hat oft die größte Wirkung, da die Situation noch frisch ist. Vermeiden Sie jedoch, in einem emotional aufgeheizten Moment Kritik zu äußern.
- Die Sandwich-Methode verwenden: Beginnen Sie mit einer positiven Beobachtung, formulieren Sie dann konstruktive Kritik und schließen Sie mit einer Ermutigung ab. Diese Struktur erleichtert es dem Empfänger, das Feedback anzunehmen.
- Konkrete Beispiele nennen: Verallgemeinerungen wie „Du bist nie pünktlich“ wirken angreifend. Stattdessen können Sie sagen: „Mir ist aufgefallen, dass du in den letzten beiden Meetings 10 Minuten später gekommen bist.“
- Ich-Botschaften nutzen: Vermeiden Sie Vorwürfe und setzen Sie stattdessen auf Ich-Botschaften. Sagen Sie beispielsweise: „Ich habe das Gefühl, dass…“ anstelle von „Du machst immer…“.
- Zuhören: Feedback ist keine Einbahnstraße. Geben Sie Ihrem Gegenüber Raum, seine Perspektive darzulegen, und nehmen Sie diese ernst.
- Empathie zeigen: Versetzen Sie sich in die Lage des Empfängers. Wie würden Sie selbst auf das Feedback reagieren? Was würden Sie sich wünschen?
Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1: Ein Mitarbeiter liefert nicht die erwartete Leistung.
Anstatt zu sagen: „Das war schlecht gemacht“, könnten Sie formulieren: „Mir ist aufgefallen, dass das Ergebnis hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Lassen Sie uns gemeinsam anschauen, woran es gelegen haben könnte und wie wir es nächstes Mal besser machen können.“
Beispiel 2: Eine Mitarbeiterin hat herausragende Arbeit geleistet.
Sagen Sie nicht nur: „Gut gemacht“, sondern seien Sie spezifisch: „Die Art und Weise, wie Sie diese Präsentation strukturiert haben, war hervorragend. Besonders beeindruckend fand ich…“.
Feedback als Führungsinstrument
Fingerspitzengefühl beim Feedback ist nicht nur eine Technik, sondern ein Ausdruck von Führungsstärke. Es zeigt, dass Sie nicht nur die Leistung Ihrer Mitarbeitenden, sondern auch deren Menschlichkeit und Würde respektieren. Eine Kultur des wertschätzenden Feedbacks fördert Offenheit, Engagement und eine kontinuierliche Lernbereitschaft im Team.
Führung bedeutet nicht nur, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch, schwierige Gespräche zu führen – selbst wenn es unangenehm ist. Es geht darum, Entscheidungen nicht aus Emotionen heraus zu treffen, sondern überlegt zu handeln und Beziehungen langfristig zu stärken.
Fazit
Feedback mit Fingerspitzengefühl ist eine Kunst, die erlernt werden kann. Sie erfordert Achtsamkeit, Empathie und die Bereitschaft, sich auf die Bedürfnisse und Entwicklungspotenziale anderer einzulassen. Durch gelingendes Feedback fördern Sie nicht nur das Wachstum Ihrer Mitarbeitenden, sondern auch Ihre eigene Entwicklung als Führungskraft.
Wollen Sie Ihre Teams entscheidungsfit machen?
Als ausgebildeter (Innovation-)Coach (Master) biete ich verschiedene Formate und Themen an, um die Entscheidungsfähigkeit von Teams und Organisationen zu stärken.